Die Spielkultur bei den B-Rex-Days 2023

Du willst spielen? Dann ducke Dich durch diesen dunklen Durchgang!

So hätten wir begrüßt werden können, als wir – Kai-Ole und ich – an diesem Wochenende die B-Rex-Days in der Burg Liebenau bei Merseburg besuchten. Falls ihr bisher weder von dem einen noch von dem anderen gehört habt, macht euch nichts draus. Denn obwohl die Burg wohl so um die neunhundert Jahre alt ist und ihre Rolle in der sächsischen Geschichte spielte, war sie nur eine unter vielen Burgen und hatte in den letzten Jahrhunderten keine große Wertschätzung erfahren, ehe sie seit 2016 in Familienbesitz überging und seither wieder bewirtschaftet wird – auch als Tagungsort.

Hinter B-Rex Entertainment stecken Marken wie Corax Games – von „Trickerion“ haben die meisten sicher schon gehört und auch die „Rote Kralle“ von unserem Vereinsmitglied Antoine ist dort erschienen – oder Grimspire mit Spielen wie Abyss” und mehr. Die verschiedenen Marken stehen für Spiele, die sich etwa in Anspruch oder Thema ähneln. Spieler wie Händler haben dann gleich eine Ahnung, was sie da schönes Neues in der Hand halten.

Auf den B-Rex Days stellt das Unternehmen seine neuesten Spiele und Erweiterungen vor und lädt seine Partner ein – Händler, Autoren, Freelancer, Spiele Cafés und eben auch Spielvereine. So duckten wir uns also und betraten die altehrwürdige Bischofsburg durch einen alten Versorgungsgang. Der führte in den Burghof und von dort ging es in die Säle und Hallen. Ein tolles Erlebnis, zwischen den dicken Mauern, eisenbeschlagenen Holztüren, wuchtigen Vorhängen, Speeren, Schwertern und Spielebannern – was halt zu einer urigen Burg gehört – die neuesten Titel zu sehen und zu testen.

Am ersten Tag ließen wir es ruhig angehen und starteten mit „Tribunal 1920“. In dem Zwei-Personen-Spiel sammeln wir Runde für Runde Hinweise, bis wir glauben, genug zu haben, um auf dem 3×3-Spielfeld unseren Spielstein glaubwürdig platzieren zu können – entweder, weil wir wirklich genügend Beweise haben, oder weil wir einfach gut bluffen. In bester Tic-Tac-Toe-Manier hat gewonnen, wer sich in den fünf Runden die meisten Dreierreihen erstreitet. Da es nicht so viele Hinweiskarten gibt und diese regelmäßig abgeworfen werden, ist mitzählen praktisch Pflicht.

„Undaunted“ brachte uns dann in den Zweiten Weltkrieg, genauer gesagt nach Stalingrad. Das Spiel hat schon etliche Erweiterungen und mit Stalingrad einen Kampagnenmodus erhalten. Nicht ganz regelgerecht haben wir uns eine Teamvariante zu viert zusammengeschnitzt, denn das Spiel ist ebenfalls für zwei Personen. So kämpften wir mit historischen Bezügen in einer Mischung aus Area-Control, Deck Builder und Würfelspiel um das Zielgebiet im Einstiegsszenario, bevor wir irgendwann um Mitternacht erschöpft in unsere Kojen fielen.

Der nächste Tag begann unfair. Nein, das ist so nicht richtig, er begann mit „Unfair“. In dem Rummelplatzspiel bauen die Spieler ihre eigenen Jahrmärkte (Fun Fairs) auf. Ausgespielte Karten stellen die Attraktionen, Highlights, Erweiterungen und Personal dar. Je nach Kombination besuchen mehr oder weniger Gäste unseren Park und füllen die Kassen, die durch die nächsten Ausbauten auch schnell wieder geleert werden. Und dann und wann schicken wir unseren Mitspielern den TÜV auf den Hals oder verklagen sie direkt. Muss eine Attraktion über eine Saison schließen, gehen wertvolle Einnahmen verloren. Das ist schon unfair, aber es macht Spaß und ist nur ein kleiner Teil des Spiels – am Ende wird jeder Spieler einen prächtigen Freizeitpark haben. Aber nur einer den besten.

„Yucatan“ ist nichts für schwache Nerven. In dem Miniaturenspiel übernehmen die Spieler die Rolle der Anführer mittelamerikanischer Stadtstaaten und kämpfen um die Vorherrschaft. Kämpfen macht das Spiel aus, während es gleichzeitig gilt, die eigene Fraktion zu entwickeln, sich die Götter mit Opfern gewogen zu machen und mächtige Tiergeister zu beschwören. Leider fehlte unserer Gruppe hier ein Erklärer und ganz ohne Vorkenntnisse und die Hinweise eines erfahreneren Spielers ist der Einstieg in das Yucatan nicht einfach. Wenn ihr Interesse an dem Titel habt, schaut euch vorher unbedingt Erklärvideos an, denn das Spiel verlangt schon  von der ersten Runde an vollen Einsatz.

 Nach all den Kriegsspielen brauchten wir dann erstmal ein leichteres Thema. Also haben wir uns Hacken und Spaten gegriffen und bei „Abomination: Frankensteins Vermächtnis“ Leichen ausgegraben… Disclaimer: natürlich ruft das Spiel nicht zu schlimmen Dingen auf, sondern greift nur mit makabrem Humor das Thema Frankenstein und sein Monster auf. Denn nach seiner Erschaffung fühlt es sich einsam und wünscht sich (mit etwas Nachdruck) von seinem Erschaffer eine Gefährtin. So ziehen bis zu vier Spieler los und sammeln die Teile für ihre nächste Kreatur. In der Mechanik ist das Spiel ein klassisches Worker-Placement-Spiel. Die Aktionsfelder sind neben dem Friedhof das Krankenhaus, die Universität, der Richtplatz, dunkle Gassen, zur Not das Schlachthaus… wo man halt Körperteile findet. Ärgerlich nur, dass man die benötigten Teile nicht alle direkt als Sammelbestellung bei Amazombination bestellen kann und sich deswegen auch um das Frischhalten und die Teilverwertung kümmern muss. Auch wenn wir ein ganzes Wochenende hatten, die Zeit rannte doch schnell, so dass wir zu meinem Bedauern das Spiel nur anspielen konnten. Eine volle Partie wird aber sicher noch folgern.

Als letztes ging es am Sonntag in die Zukunft und ins Weltall. In „The Galileo Project“ entwickeln wir Scharen von Robotern, die ferne Planeten erkunden. Die Roboter gehören dabei verschiedenen Klassen an, deren Fähigkeit umso stärker wird, je größer die Maschinenflotte ist. Die Präsenz der Roboter auf den verschiedenen Planeten bringt uns während des Spiels Vorteile und am Ende Punkte, ebenso wie das Erreichen einiger Meilensteine. Personen können uns mit ihrem Können mit Aktionen oder ebenfalls am Ende durch zusätzliche Punkte unterstützen. Hier gilt es, aus den verschiedenen Möglichkeiten die besten zu kombinieren und dabei die Energievorräte regelmäßig aufzufrischen.

Während wir am Freitag noch bei leichtem Regen unter Wolken das Wochenende starteten, schaute sich ab Samstag auch die Sonne die Spieleneuheiten an und schien hell über dem Burghof, auf dem wir uns mit den vielen anderen Gästen unterhalten und austauschen konnten und auch unsere Freunde vom Würfel & Zucker getroffen haben. Nach dem Mittag und einem letzten Good-bye-Rundgang ging es dann zufrieden wieder in den Norden.

Vielen Dank an das Team B-Rex! Die Jungs und Mädels haben unermüdlich für den reibungslosen Ablauf gesorgt, für ein klasse Catering, haben uns hinterher geräumt, die Getränketheke gefüllt und Spiele erklärt. Vielen Dank an B-Rex-Entertainment für dieses schöne Wochenende!

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